Der Schweizer Musikpädagoge, Verleger und Komponist („Sängervater“) Hans Georg Nägeli (1773-1836) förderte die Chormusik durch eigene Werke und die Herausgabe von Liedsammlungen. In seiner Reihe „Musikalische Kunstwerke im Strengen Style“ gab er verschiedene Werke Johann Sebastian Bachs heraus, so 1801 das „Wohltemperierte Clavier“ und 1802 die „Kunst der Fuge“. Nägeli hatte 1805 aus dem Nachlass Anna Carolina Bachs, der Tochter von Carl Philipp Emanuel, die Originalpartitur erworben. Nun kündigte er die Herausgabe der h-moll-Messe in der Leipziger „Allgemeinen musikalischen Zeitung“ vom 26. August 1818 vollmundig an:
„Ankündigung des größten musikalischen Kunstwerks aller Zeiten und Völker.
Der über alle Vergleichung große Johann Sebastian Bach hat nun in unserm Zeitalter eine Anerkennung gefunden, die es möglich macht, zur Herausgabe desjenigen Werks zu schreiten, das schon an Inhalt und Umfang, überhaupt aber an Größe des Styls und Reichtum der Erfindung seine bisher gedruckten noch eben so weit übertrifft, als diese, abgesehen von Zeitgeschmack und Zufälligkeit der Kunstformen, diejenigen aller andern Componisten übertreffen. Es ist dieß eine Fünfstimmige Messe mit vollem Orchester, wovon ich das Autographum aus dem Nachlasse seines Sohnes C.P.E. Bach, durch Vermittlung des Herrn Musikdirector Schwenke in Hamburg, vormals angekauft habe. Eine Inhaltsanzeige kann hier nichts weiter seyn, als Andeutung. Also nur wenige Worte! In technischer Hinsicht enthält dieselbe in sieben und zwanzig ausführlichen Sätzen alle Arten der contrapunctischen und canonischen Kunst in der an Bach immer bewunderten Vollkommenheit.“
Nägeli bezeichnete das Werk als „Fünfstimmige Messe mit vollem Orchester“, heute hat sich der schlichte Werktitel „h-moll-Messe“ – erstmals verwendet 1802 von Carl Friedrich Zelter, Direktor der Berliner Singakademie – oder mitunter auch „Hohe Messe in h-moll“ – seit der ersten Druckausgabe 1845 – durchgesetzt.
Das ist ein Auszug aus der Einführung zur h-moll-Messe im Programmheft. Wenn Sie den ganzen Text lesen wollen, kommen Sie zum Konzert am 15. Dezember um 17 Uhr in St. Oswald.